Seit einem Besuch in den 80er Jahren auf den Philippinischen Inseln engagiere ich mich für die dortigen Strassenkinder. Nebst den malerischen Buchten, Stränden und unbeschreiblich schönen Landschaften, sah ich auch das Elend und die Armut unter der Landbevölkerung. Vor allem bereiteten mir die „Kinder der Strasse“ schlaflose Nächte. Um den Hunger zu stillen kauen sie auf weggeworfenen Zigarettenstummeln herum oder schnorren bei den Strassenbudenbetreibern nach benutzten Pfannen, um diese noch leer lecken zu können. Zum Schlafen legen sie sich einfach in den Strassengraben. Ob diesem Anblick war ich geschockt und ich fragte meine Freunde, die schon länger dort wohnen, wie diesem Elend ein Ende bereitet werden könnte. Die Antwort war klar und deutlich: „Gar nicht“, es seien viel zu viele Kinder und das bisschen Hilfe das ich leisten könne seit eh bloss ein Tropfen auf den heissen Stein. Frei nach dem Motto „Ein Tropfen ist EIN Tropfen“, machte ich mich an die Arbeit. Ziel war es, den Kindern so rasch als möglich Nahrung zu beschaffen. Später sollte für Schuldbildung gesorgt werden, damit für die Zukunft der Kids nachhaltig gesorgt ist und vor allem, dass sie glücklich sind, so wie Joseph (s.Bild).
Viele Strassenkinder haben Eltern, aber die können sich nicht gebührend um ihre Kinder kümmern. Sei es, dass beide zur Arbeit gehen müssen, oder die Mütter sind heillos überfordert wenn sie zu viele Mäuler zu stopfen haben. Ein Haus, in dem wir tagsüber Reis anbieten konnten, war schnell gefunden. Im schön renovierten Raum (sogar mit Deckenventilator gegen die Hitze!) fanden sich bald mehrere Kinder ein. Nebst dem regelmässigen Essen konnten sie sich auch Bilderbücher anschauen, oder sich die Zeit mit Spielen vertreiben. Nachdem sie Vertrauen gefasst hatten, fiel es den Kleinen leichter auch das Angebot Rechnen und Lesen lernen, anzunehmen. Erst hatten wir nur zwei Kinder die täglich zur „Schule“ kamen, aber bald waren es bis zu 15 wissenshungrige Kids. Eine pensionierte ehemalige Lehrerin brachte den interessierten Mädchen und Jungen das Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Vor einigen Jahren mussten wir uns eine neue Unterkunft suchen. In einem ehemaligen Kloster in Bustos, das seit 1996 als Waisenhaus benutzt wird, fanden wir passende Räume. Es stellte sich aber bald heraus, dass auch die Kinder aus dem Waisenhaus die Schule besuchen wollten. Doch ohne Identitätsnachweis ist das nicht möglich. Nach langem hin und her mit der Behörde dürfen alle Waisenkinder seit 2016 die öffentlichen Schulen besuchen. Wir finanzieren den Schulbesuch für alle. Die jüngeren dürfen im Kindergarten noch spielen. Einige der älteren Schülerinnen lernen an der High-School oder im College in der Stadt. Das ist täglich mit einem immensen Aufwand verbunden, denn es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten Kinder bleiben rund 15 Jahre und länger bei uns, bis sie die Schule abgeschlossen, eine Ausbildungsstätte gefunden haben oder eine sichere Anstellung. Wir übergeben die Jugendlichen erst in ihre Selbständigkeit, wenn sie sich selber versorgen können. (siehe Rubrik Projekte). Mit 167 Schützlingen ist das Waisenhaus voll besetzt.
Es mag nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein, doch für EIN Kind bedeutet der EINE Tropfen alles! Ein lohnenswerter Tropfen, nicht wahr?